Übersetzungen und Kulturtransfer – Teil 2

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Übersetzungen und Kulturtransfer – Teil 2

Veröffentlicht in

Lokalisierung

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Übersetzung Übersetzer Fachübersetzungen - Allgemein

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Übersetzung Übersetzer Fachübersetzungen - Englisch

am 11/11/2015

Im besten Fall gelingt es dem Übersetzer, dem Zielpublikum einen Gedanken so zu verdeutlichen, dass es versteht, was damit gemeint ist – selbst wenn diese Begrifflichkeit in der eigenen Sprache nicht existiert. Ab und an werden gar Lehnübersetzungen in eine Sprache übertragen, von denen man später nicht einmal merkt, dass sie Lehnübersetzungen sind. Erst bei genauerem Hinsehen fällt einem z. B. auf, dass das Reich der Mitte aus der Sicht eines Deutschsprachigen gar nicht so mittig liegt wie dies der Name suggerieren könnte. Zumindest nicht, wenn er nicht nach China ausgewandert ist.

Localised Market Communication

Durch Lokalisierung versucht man, sich an jeweilige lokale Gegebenheiten für ein bestimmtes Produkt anzupassen. Der Unterschied zum „klassischen“ Übersetzen besteht darin, dass ganz bewusst auf kulturelle und sprachliche Eigenheiten einer bestimmten Region geachtet wird. Meistens bezieht sich dieser Begriff auf den EDV-Bereich. In diesem Kontext habe auch ich meine leidvollen Erfahrungen gesammelt:
Die erste ging auf meinen Aufenthalt im Rahmen eines Auslandssemesters in Frankreich zurück. „Nur mal schnell ein paar E-Mails an die Familie verschicken“, dachte ich. Ohne allerdings die Rechnung mit der französischen Tastatur zu machen! Herqus kq,en dqnn Sùtye zir dieser hier (Heraus kamen dann Sätze wie dieser hier). Wäre Obelix nicht Gallier gewesen, ich bin mir sicher, er hätte gesagt: „Die spinnen, die Franzosen!“.

Übersetzungen und Kulturtransfer – alles eine Frage der Perspektive

Ein paar Jahre später ging es dann in die Schweiz. Die schweizerdeutsche Schriftsprache weicht nicht grundlegend von der bundesdeutschen oder österreichischen ab – bis auf ein kleines Detail, das in Einzelfällen seltsame Blüten treiben kann: Es gibt kein "ß". Was etwa soll man halten von Hinweisen wie „Wer in Bussen ohne Billet fährt, muss mit Bussen rechnen“? Oder vom zweifelhaften Ratschlag, man solle „Bier in Massen“ trinken? Zumal die Schweizer laut Statistik gerade einmal halb so viel Gerstensaft trinken wie Deutsche oder Österreicher.

Übersetzen mit Fingerspitzengefühl

Kultur und Sprache sind aufs Engste miteinander verwoben. Wirklich gute Übersetzer besitzen das nötige Fingerspitzengefühl, wenn es darum geht, Fremdes nicht nur in für die Zielkultur in verständliche Worte zu kleiden, sondern dem Leser der Übersetzung den Eindruck zu vermitteln, der Text wäre von jemandem mit demselben kulturellen Hintergrund und aus derselben Region verfasst worden. Ein Rätsel gibt mir allerdings bis heute die Redewendung „abwarten und Tee trinken auf“. Möglicherweise bin ich hier einem realitätsfernen Stereotyp anheimgefallen, das besagt, dass Briten weitaus mehr von dem aromatischen Heißgetränk zu sich nehmen und aufgrund dessen die Redensart hätten erfinden müssen. Und doch scheint es eine rein deutsche Erfindung zu sein, denn es lassen sich im Englischen nur die Entsprechungen „wait and see“ und „wait and wonder“ finden. Nach diesem nahrungsmittellastigen und hoffentlich für den Leser gut verdaulichen Post habe ich selbst Hunger bekommen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich momentan beim englischen forklift nur an das Zum-Mund-Führen einer mit massenweise Spaghetti umwickelten Gabel denken kann