Professionelle Übersetzungen – Lothar Matthäus‘ „Fränglisch“– Teil 2

Professionelle Übersetzungen – Lothar Matthäus‘ „Fränglisch“– Teil 2

Veröffentlicht in Übersetzung Allgemeines am 12/10/2015

Bisweilen wird angenommen, dass Übersetzungsleistungen keiner professionellen Tätigkeit gleichzusetzen sind. Wenn ich mein Auto reparieren lassen muss, weil es nicht mehr fährt, brauche ich einen Experten, weil nur der dazu in der Lage sein wird, mir zu helfen. „Aber so eine kleine Übersetzung ins Englische? Das kann auch meine Tochter mit ihren fünf Jahren Schulenglisch, die hatte immer gute Noten!“ Um zu wissen, ob etwas natürlich klingt, bedarf es schon mehr als sich „nur“ verständlich machen zu können. Wir alle verstehen, was idiomatische Wendungen sind, das heißt, Formulierungen, die erst in ihrer Gesamtheit ihre Bedeutung offenbaren und nicht in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt werden können. Genauso ist uns bewusst, dass sie – Ausnahmen bestätigen die Regel – fast ausschließlich einzelsprachlich zu verwenden sind.

Professionelle Übersetzungen

Ein guter Übersetzer ist einer, dessen Übersetzungen wie ein selbst verfasster Text klingen. Einer, der sich nicht am Ausgangstext festkrallt, sondern dazu in der Lage ist, den Inhalt eines Textes zu erfassen und ihn frei in der Zielsprache wiederzugeben. Den Löwenanteil der übersetzerischen Qualität macht die Natürlichkeit des Zieltextes aus. Was Lothar Matthäus teilweise in Extremform praktiziert hat, findet sich leider in weniger markanter Ausprägung auch bei vielen Übersetzern. Sie klammern sich so sehr am geschriebenen Wort des Ausgangstextes fest, dass sie sich regelrecht gefangen fühlen und nicht frei und natürlich formulieren können.

Professionelle Übersetzungen durch Muttersprachler

Hier hilft es, sich nach einer Weile zurückzulehnen und die eigene Übersetzung noch einmal zu lesen – und zwar ganz ohne Berücksichtigung des Ausgangstextes! Erst wenn der Klang das muttersprachliche Ohr dann überzeugt, kann man von einer guten Übersetzung sprechen. Und auf das Attribut „muttersprachlich“ muss bestanden werden, schließlich sind Muttersprachler die Adressaten des Translats. Aus diesem Grund muss auf die muttersprachliche Kompetenz bei der Sprachverwendung großer Wert gelegt werden. Und dafür reicht eben das Schulenglisch für professionelle Übersetzungen nicht aus.

Dazu noch eine Stilblüte des Rekordnationalspielers, die Stoff zum Nachdenken über Qualität bei Übersetzungsleistungen bieten soll:
„Jeder, der mich kennt und der mich reden gehört hat, weiß genau, dass ich bald Englisch in sechs oder auch schon in vier Wochen so gut spreche und Interviews geben kann, die jeder Deutsche versteht.“